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Neue VR-Therapien begeistern Experten der Neurorehabilitation

Aktualisiert: 8. Feb. 2022

Ende letzten Jahres fand der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) gemeinsam mit dem Europäischen Kongress der Neurorehabilitation als Online-Veranstaltung vom 8. bis 11. Dezember 2021 statt.


Ganz getreu dem Motto „Neurorehabilitation – where did we come, where do we go?” wurden die Meilensteine der Neurorehabilitation beleuchtet und ein Blick in die Zukunft gewagt. In spannenden Veranstaltungsblöcken mit hochkarätigen Vorträgen wurden aktuelle Fortschritte in der Forschung und der Patientenbehandlung vorgestellt und diskutiert, dabei war der Einsatz von Virtueller Realität (VR) der Neurorehabilitation allgegenwärtig. Zudem mehren sich die Hinweise, dass VR basierte Therapien mindestens gleichwertig wie konventionelle Therapien Patienten in der Reha helfen.


CUREO-Studie in der St. Mauritius-Therapieklinik

Ein Höhepunkt des DGNR für uns war die Vorstellung der CUREO-Studie an der St. Mauritius-Therapieklinik in Meerbusch (STMTK) als Teil der Vortragsreihe „Berufsverband 1 DVE: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.“. Die Studie unter dem Titel „Studie zur Wirksamkeit der VR-gestützten Ergotherapie der oberen Extremitäten nach Schlaganfall“ wurde im Oktober 2020 durch Prof. Dr. med. Schmidt-Wilcke (ehemals Chefarzt der Neurologie II der St Mauritius Therapieklinik Meerbusch, jetzt Chefarzt am Neurologischen Zentrum der Bezirksklinik Mainkofen) an der STMTK initiiert. Frau Dr. Bettina Studer (ehemalige Bereichsleitung Forschung und Entwicklung STMTK und Privatdozentin Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf, jetzt bei Hocoma) und Frau Dr. Heidrun Pickenbrock (Bereichsleitung Motorik STMTK) haben die aktuelle Evidenz der VR-Therapie und die CUREO-Studie sehr anschaulich in einem 30-minütigen Vortrag vorgestellt und konnten erste Zwischenergebnisse präsentieren.


VR-Therapie_CUREO_Immersion

Vergleich von VR-Therapie und nicht-immersiver Therapie


Ziel der Studie ist der Vergleich der klinischen Wirksamkeit zwei gerätegestützter VR-Therapiemethoden zur Behandlung von Halbseitenlähmung (Hemiparesen) nach einem Schlaganfall. Verglichen wurde ein CUREO-Prototyp (immersive VR-Therapie) mit dem Armeo®Spring (nicht-immersive VR-Therapie), um die Erfolge in einem Therapieprogramm zur Wiederherstellung grobmotorischer Bewegungen zu untersuchen. Dabei wird in der Hauptfragestellung geprüft, ob die Therapie mit CUREO der bereits etablierten Armeo®Spring Therapie nicht unterlegen ist.


Positive Zwischenergebnisse


Nach Einschließen der Hälfte der Patienten konnten nun erste Zwischenergebnisse von Frau Dr. Bettina Studer und Frau Dr. Heidrun Pickenbrock vorgestellt werden. Insgesamt wurden bisher 27 von 60 angestrebten Patienten vollständig in die Studie eingeschlossen. Dabei haben die Patienten insgesamt 10 Einheiten VR-Therapie (CUREO oder Armeo®Spring) in Kombination mit herkömmlicher Ergotherapie über 3 Wochen absolviert. Die Patienten haben eine stark eingeschränkte Armfähigkeit nach einem Schlaganfall und ein Durchschnittsalter von 74 Jahren.


Über die gesamte Gruppe gesehen zeigt der Vorher-Nachher-Vergleich eine klare Verbesserung der Armfähigkeit mit beiden Therapien, gemessen über den Action Reach Arm Test (ARAT, Abbildung s.u.). Es zeichnet sich ab, dass die Therapie mit unserem VR-System CUREO der Armeo®Spring-Therapie nicht unterlegen ist. Im Gegenteil: Zur Zeit scheint CUREO, wenn man die Mittelwerte vergleicht (CUREO: +16.6 Punkte; Armeo®Spring: +5.18 Punkte auf der ARAT-Skala) eine stärkere Verbesserung hervorzurufen (Abbildung 2).


CUREO_Study_results
Abbildung 2: Der Mittelwert der jeweiligen Therapiegruppe (CUREO oder Armeo®Spring) ist als Punkt dargestellt. Eine Verbesserung des ARAT-Scores für beide Gruppen über die Therapiezeit ist zu beobachten. Quelle: Vortrag Studer und Pickenbrock DGNR 2021 (mit freundlicher Genehmigung)

Zusätzlich wurden die individuellen Therapieergebnisse der Patienten gezeigt. Dabei zeichnet sich ab, dass die Mehrheit der Patienten von einer klinisch relevanten Verbesserung profitiert. Auch scheint es eine Tendenz zu geben, dass sich im Vergleich zur Armeo®Spring Therapie (8 von 16), mit der CUREO-Therapie (8 von 11), mehr behandelte Patienten klinisch relevant verbessern. Wir werden den weiteren Studienverlauf abwarten, um eine endgültige Schlussfolgerung zu ziehen und um spontane Remissionen zu respektieren (Abbildung 3).


CUREO_study_DGNR
Abbildung 3: Individuelle Patienten Therapie-Ergebnisse unter CUREO- und Armeo®Spring-Therapie Individuelle Patienten sind als Punkt dargestellt. Klinisch relevante Veränderungen des ARAT Scores (≥6 Punkte) sind mit Sternchen gekennzeichnet. Quelle: Vortrag Studer und Pickenbrock DGNR 2021 (mit freundlicher Genehmigung)

Die Studie soll in diesem Jahr fertiggestellt werden, sodass finale Aussagen zur Effektivität der VR-Therapie bei Patienten mit schwerer Armparese nach Schlaganfall abgeleitet werden können. Schon jetzt lässt sich feststellen, dass die immersive VR-Therapie ein sehr großes Potenzial in der Neurorehabilitation bietet.


Übrigens: Für die Studie wurde der Klinik ein Prototyp von CUREO zur Verfügung gestellt, mit welchem die zwei Therapieprogramme „Meteor“ und „Raupenrennen“ durchgeführt werden können. Im Vergleich: Unser aktuelles System verfügt über insgesamt 6 Module mit über 16 Therapieapplikationen.


Weitere VR-Highlights der DGNR


Neben der CUREO-Studie wurden auch viele weitere Highlights präsentiert. Dazu gehören die vielversprechenden Studienergebnisse der Charité von Prof. Dr. med. Carsten Finke. Er zeigte das hohe Potential der VR zum einen für die Diagnostik von Alzheimer-Patienten als auch für deren Therapie. Hierfür nutzte die Charité das Tracking von Bewegungsvektoren über VR, um das räumliche Gedächtnis der Alzheimer-Patienten zu untersuchen. Dabei konnte das VR-System spezifischere Ergebnisse der Fähigkeit erzielen als der traditionelle Pen-and-Paper-Test.


Sehr interessant war auch die Thematisierung von VR als „Enriched Environment“ in Therapiesettings. Prof. Dr. Dr. Volker Hömberg, Chefarzt für Neurologie, und Oberärztin Frau Dr. Dana Boering (beide vom Gesundheitszentrum Bad Wimpfen) legten anschaulich dar, dass ein Mangel an stimulierenden Umgebungen einen negativen Einfluss auf das Rehabilitationsergebnis haben kann. Somit werden neue Strategien für motivierende und stimulierende Umgebungen benötigt, um die Rehabilitation bestmöglich zu fördern. Allerdings übersteigt diese Forderungen meist die bestehenden Ressourcen im klinischen Alltag. Genau an diesem Punkt wird VR als vielversprechende Lösung gehandhabt, für eine abwechslungsreiche und stimulierende Umgebung durch Immersion sowie zum Steigern der Motivation von Patienten durch Gamifikation.


Prof. Dr. Dr. Hömberg empfiehlt abschließend, dass die neuen Möglichkeiten der VR und Gamifikation für die Rehabilitation genutzt und integriert werden sollten. Wichtig sei es auch, die Interaktion von Medizin und Softwareentwicklung zu evaluieren sowie zu fördern.


Frau Dr. Müller unterstreicht diesen Appell in ihrem Vortrag “VR Reha - Mehr als Spielerei”, in dem sie sich positiv zum Mehrwert von VR in der Rehabilitation äußert und mit dem Fazit abschließt, dass bei der Entwicklung immer der Patient im Vordergrund stehen sollte.


Wir sind sehr stolz, mit CUREO einen Teil zu einer modernen VR-Neurorehabilitation beizutragen und hoffen, so in Zukunft viele Patienten und Therapeuten bei der Therapie zu unterstützen.


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